Bei den deutschen Versicherern ist der Ausblick für das laufende Jahr gedämpft. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet für 2024 nur noch mit einem Beitragswachstum von 2,8 Prozent. Im Januar lag seine Prognose noch bei optimistischeren 3,8 Prozent. Das wäre allerdings immer noch deutlich mehr als die 0,8 Prozent von 2023.
Lebensversicherung sind weniger beliebt als früher
Hintergrund ist das nun etwas schlechter erwartete Einmalbeitragsgeschäft im Bereich Leben. Das ist vor allem auf die verzögerte Zinswende zurückzuführen, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen anlässlich der Sommer-Prognose. Das Geschäft mit Lebensversicherungen gegen eine einmalige Zahlung eines hohen Betrages gilt zumeist als reine Kapitalanlage. Sie ist weniger attraktiv, wenn anderswo höhere Zinsen geboten werden. Derzeit entscheiden sich Kunden öfter für Bankprodukte und seltener für langlaufende Lebensversicherungen.
Deshalb geht der GDV nun für die Lebensversicherung von einem Minus von 2,6 Prozent bei den Beitragseinnahmen aus. Zu Jahresbeginn hatte er noch auf eine Stabilisierung gehofft.
Inflation treibt Reparaturkosten
Deutlich optimistischer ist der GDV hingegen für die Schaden- und Unfallversicherung. Sie dürfte – nicht zuletzt wegen Preiserhöhungen in der defizitären Kfz-Versicherung – um 7,8 Prozent wachsen. Treiber ist die vergleichsweise hohe Inflationsrate. „Vor allem die Kfz-Versicherung dürfte 2024 auf der Beitragsseite von Nachholeffekten geprägt sein“, heißt es in einer Pressemitteilung des GDV. Im Klartext: Die Kfz-Versicherungen werden wieder teurer werden.
„Wir werden dieses Jahr erstmals seit 1996 wieder mehr Bruttobeitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung als im Bereich Leben sehen. Dieser Trend dürfte sich auch 2025 fortsetzen“, sagt Asmussen.
Kölner Versicherer optimistisch
Die Kölner Versicher bleiben insgesamt weiterhin positiv gestimmt. „An unserer Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr hat sich nichts geändert. Für 2024 erwarten wir einen Beitragszuwachs von vier bis fünf Prozent“, sagt Maschamay Poßekel, Sprecherin der DEVK-Gruppe. Dabei seien die aktive Rückversicherung sowie in der Erstversicherung die Bereiche Schaden/Unfall und Pensionsfonds weiterhin die Hauptwachstumstreiber.
Auch bei der Gothaer ist man zuversichtlich. „Nach heutigem Stand gehen wir davon aus, dass wir unseren Wachstumskurs auch 2024 trotz herausfordernder Rahmenbedingungen weiter fortsetzen“, sagt Oliver Brüß, Vertriebs- und Marketingvorstand der Gothaer.
Ein Indikator dafür sei die starke Vertriebsleistung, die über alle Sparten hinweg ein hohes Wachstum verzeichnet. Die gestiegenen Zinsen sowie die Inflation seien zwar in einzelnen Geschäftsfeldern noch rückwirkend spürbar. „Wir sind aber zuversichtlich, dass sich mit der Absenkung des Zinsniveaus und der Normalisierung des Inflationsgeschehens auch hier eine baldige Normalisierung einstellt“, sagt Brüß.
Schaden- und Unfall-Policen dürften 2025 noch einmal teurer werden
Für das kommende Jahr ist der Verband GDV bundesweit optimistischer. Dann könnten die Beitragseinnahmen branchenweit um 3,1 bis 5,5 Prozent zulegen. Voraussetzung dafür ist, dass es bei der Lebensversicherung wieder bergauf geht. Im schlechtesten Fall geht der GDV für 2025 hier von einem Minus von 0,3 Prozent aus, im besten Fall von einem Plus von 2,5 Prozent. Der Prognose liegt ein erwarteter Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,75 Prozent zum Ende dieses Jahres zugrunde. Aktuell liegt der Zins bei 4,25 Prozent.
Auch Schaden- und Unfall-Policen dürften 2025 noch einmal teurer werden: Der GDV geht von einem Plus von 4,9 bis 7,2 Prozent aus. Für die private Krankenversicherung (PKV) erwartet der Verband für 2024 einen Anstieg des Beitragsaufkommens von 4,5 Prozent. Im kommenden Jahr könnten auch hier die Beiträge noch einmal deutlich stärker steigen, prognostiziert der Branchenverband. „Angesichts deutlich gestiegener Leistungen könnte das Beitragsplus 2025 mit 6,0 bis 8,0 Prozent noch etwas darüber liegen“, heißt es in der Mitteilung.